Nach wiederholten Fragen, wann ich denn das nächste Mal einen Blog-Eintrag schreiben werde, habe ich mich jetzt doch tatsächlich einmal an den Computer gesetzt. Ich denke, ich habe das letzte Mal etwas vor Weihnachten hochgeladen?
Wie gesagt hatte ich für Weihnachten leider nicht kein schulfrei, dafür hatte ich vor den Feiertagen überraschenderweise zwei Tage frei: Am Mittwoch hatten mich ein paar Schüler aus der zwölften Klasse gefragt, ob ich nicht mit ihnen nach Nanjing (Nanking) fahren wollte um mit ihnen an der Volljährigkeits-Feier teilzunehmen. Also stand ich um 5 Uhr morgens am Donnterstag vor der Schule und wartete auf das Taxi. Mit dem online gekauften Ticket und einer ID-Karte musste man nun ein Papier-Ticket abholen. Für Ausländer ist dies nun leider nicht so einfach wie für die Chinesen: Während meine Schüler ihre Tickets an den überall im Bahnhof verteilten Automaten abholen konnten, verbrachte ich (lies: einer meiner Schülere mit meinem Reisepass) indeutig zu viel Zeit damit, einen mit Personen besetzten Schalter zu finden.
Die Zugfahrt war nach chinesischer Art sehr kurz und der Zug pünktlich. (Die Deutsche Bahn sollte sich das als Vorbild nehmen.) In Nanjing waren wir erst einmal ein bisschen aufgeschmissen, weil wir alle kein Münzgeld dabei hatten und so Schwierigkeiten hatten die Metro-Tickets zu kaufen. Letztendlich doch im Hotel angekommen, erholten wir uns durch kurzen Aufenthalt in unseren Zimmern. Das Hotel, zusammen mit dem nebenan, war komplett von unserer Schule ausgebucht um den 200+ Schülern einen Schlafplatz zu garantieren. Danach machten wir uns auf den Weg zu der Nanjing-Massaker- Gedenkstätte und einer ca. einstündigen Zeremonie, von der ich neben “苹果” und “德国”, nur etwas verstanden habe, als die chinesische Nationalhymne angestimmt wurde. Anschließend machten wir uns auf den Weg durch die Ausstellung und es wurden ein paar Gruppenfotos gemacht. Wie ich als der zweite Klassenlehrer oder der Austauschschüler der Deutschen Klasse auf dem Foto abendete, weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall hatten wir am Abend Zeit, um die Stadt alleine zu erkunden. D.h.: Unmengen an Essen vertilgen, und zwar in einer Geschwindigkeit, die die Kellner dazu brachten die ganze Zeit an unserem Tisch stehen zu bleiben um Teller zu bringen und abzuholen. Manchmal hatte der Teller noch nicht einmal den Tisch berührt, bevor er leer war. Was kann ich sagen, wir waren sehr hungrig.
Freitag war mehr oder weniger eine Schnitzeljagt in Gruppen von 8 Schülern (und manchmal war auch ein Lehrer darunter) über den 中山陵 (zhongshanling), den Berg auf dem die Gräber vieler berühmter Persönlichkeiten liegen. Das Ganze endete in der touristischen Fressmeile von Nanjing, vor der uns die Busse abholten.
Weihnachten selbst war weit weniger aufregend und auf jeden Fall nicht so feierlich. Wir hatten im Lehrerzimmer ein paar Geschenke verteilt und ein paar Weihnachtslieder mit dem Zoo gesungen. Dadurch, dass wir nicht frei hatten, kam ich allerdings auch gar nicht in eine feierliche Stimmung. Deswegen war auch Neujahr ein wenig komisch. Normalerweise würde ich die Ferien mit Freunden und Familie zu verbringen und so war es etwas ungewohnt, die Feiertage mehr oder weniger allein zu verbringen. Die Schüler nutzten den Samstag vor Neujahr um innerhalb der Klasse Feste zu veranstalten und die zwölfte Klasse schaffte es auch promt mich dazu zu bringen, mit ihnen zu tanzen. Nach zwei Tagen üben (jeweils in der Mittagspause und nach der Schule am Abend) hatten wir „Solo“ so weit, dass wir es aufführen konnten. Tobias hatte sich letztendlich davon überzeugen lassen, den Teil von Jenni( Tänzerin in der Mitte) zu übernehmen und so hatten wir sehr viel Spaß dabei ihm beizubringen, wie er sich „sexy“ bewegen kann.
Meine Kollegin Christiane hatte mich außerdem zu ihr nach Hause eingeladen und ich hatte eine gute Zeit, aber da ich noch kaum Chinesisch spreche, verbrachte ich die Feiertage hauptsächlich mit Lesen und dem Versuch nicht zu erfrieren. Sie hatten nämlich keine Heizung im Haus. Die Familie bestand aus elf Personen, mit mir und der Freundin von Christianes Sohn waren wir insgesamt 13. Das heißt: die Wohnung war immer voll.
Zu Neujahr wurde ein Schwein geschlachtet und gefühlt das halbe Dorf kam zu Besuch. Es war noch voller als normal, und ich bemerkte, dass ich mit meinen dunklen Haaren und nicht existenter Größe doch etwas chinesisch aussehe. Die meisten Menschen werfen mir einen zweiten Blich zu, bevor sie bemerken, dass ich 外国人bin.
Die Ferien endeten viel zu schnell und weiter ging es mit den Konsultationsstunden. Dadurch, dass Helena einen Job als Dolmetscherin an der Universität bekommen hat, erhöhte sich die Anzahl der Unterrichtsstunden nur. Außerdem hatten wir noch die Interviews für mindestens zwei neue Lehrer, da sich das Deutsch-Kollegium bis zum nächsten Jahr stark vergrößern muss (Wir bekommen über 100 neue Schüler; die Umbauarbeiten sind schon in Planung, damit wir mehr Klassenzimmer haben).
Dazu kam die Tatsache, dass alle Lehrer beim Frühlingsfest der Schule teilnehmen mussten. Zum Glück hatte ich schon ein bisschen Erfahrung mit Tanzen, denn als mir endlich jemand erzählte, dass ich auch Tanzen muss, hatten die anderen Lehrern die Choreographie schon mehr oder weniger gelernt. Das Fest selbst war nach chinesischem Stil sehr festlich. Eigentlich hätte ich meinen Qipao tragen sollen, aber da etwas krank war und ich nur einen Sommerqipao habe…. Naja.
Eines der größten Probleme, die vor dem Frühlingsfest auftraten, war allerdings mein Visa. Ich hatte mich entschieden in den Winterferien nach Kambodscha zu fliegen. Ich hatte die Flugtickets schon gebucht und wusste, dass man in dort Visa-on-arrival machen kann. Allerdings hat mein Chinesisches Visa nur eine Einreiseerlaubnis. Ich musste also kurzfristig ein zweites Visa beeantragen um nach Kambodscha wieder nach Hangzhou zu kommen.
Nachdem ich irgendwie alles für Kambodscha organisiert hatte, konnte ich dann auch tatsächlich fliegen. Ich war etwas aufgeregt, da es meine erste Reise war, die ich alleine machen würde. Ich musste in Shenzhen das Flugzeug wechseln und kam erst sehr spät in Phnom Phen an. Ich übernachtete für eine beeindruckende 2,5 Dollar in einem Gemeinschaftsraum und verbrachte die nächsten drei Tage damit Phnom Phen zu erkunden. Mein Aufenthalt dort war relativ angenehm, auch wenn mir Hitze und Sonnenschein nach zwei Monaten im konstanten Regen in Hangzhou etwas zu schaffen machte.
Außerdem: Es ist unglaublich wie viele Touristen es in Kambodscha gibt. Überall sieht man Ausländer, es wird Englisch gesprochen und in Dollor bezahlt. Die einheimische Währung Riel wird mehr wie Cent in Europa benutzt, da 1 Dollar ungefähr 4000 Riel sind.
Ich verbrachte zwei Tage in Phnom Phen und nahm am vierten Tag meiner Reise den Bus nach Sianoukville, eine mehr oder weniger unangenehme (von Chinesesn übernommene) Stadt, die als Tür zu den Inseln Koh Rong und Koh Rong Samloem dient. Nach dieser ersten Inlandsreise ist mir eine Sache klar geworden: Irgendwie findent man in Kambodscha immer einen Weg, das zu machen was man will und dort hin zu kommen wohin man will, doch mit Pünktlichkeit oder Sicherheit während der Fahrt sollte man nicht unbedingt rechnen. Der Trick beim Reisen in Kambodscha ist flexibel bleiben und mindesten drei Stunden mehr als angegeben einzuplanen. Khmer sind hilfsbereit und haben immmer eine Lösung, aber man muss sich auf abendheuerliche (und manchmal überteuerte) Fahrten einlassen und sich nicht zu sehr ärgern, wenn etwas nicht so funktioniert wie geplant.
Ich hatte mich entschieden die etwas ruhigere tropische Insel Koh Rong Samloem zu besuchen und dort einfach ein bisschen zu relaxen. Letztendlich hat das nicht wirklich funktioniert. Zusammen mit meinem Anreisetag war ich nur einen Tag auf der Insel, den ich komplett mit Aktivitäten wie Tauchen oder Bootsfahrten verbrachte, bevor ich am nächsten Morgen weiter nach Kampot gefahren bin. Eigentlich wollte ich nur ein, zwei Tage in Kampot verbringen und dann weiter nach Siem Reap fahren, Ankor Wat und vielleicht Preah Villeah besichtigen, aber irgendwie blieb ich in Kampot hängen. Das heißt: Obwohl in Kambodscha eines der Weltwunder steht, und mir jede Person, die ich getroffen habe gesagt hat, dass man die Tempelanlagen für mindestens einen Tag besuchen muss, habe ich Ankor Wat nicht gesehen.
Dafür ging ich auf Khymer-Style Tagestrips (Fünf Menschen in einem Drei-Personen-Tuk-Tuk, mit sechs Kokosnüssen und der ein oder anderen Jackfruit hinter den Rücksitz gequetscht), lernte Motorrad fahren und fand heraus, dass mich Moskitos lieben.
Da meine Einreiseerlaubnis bis zum 11.02 gültig war (der Tag meines Rückfluges), wollte ich meinen Flug wirklich nicht verpassen und gab so alle abendheuerlichen Abstecher nach Siem Reap in den letzten fünf Tagen auf, bei denen ich eventuell keinen Bus zurück nach Phnom Phen gefunden hätte, und verbrachte die letzten zwei Tage in Cafes und Restaurants mit Klimaanlagen in Phnom Phen, bevor ich zum Flughafen musste. Von den 30°C mit strahlendem Sonnenschein in Kambodscha über ca. 20°C und blauem Himmel bei meinem Zwischenstopp in Guangzhou zu Wolken in Shanghai und Temperaturen, die eindeutig zu kalt für meine zwei übereinander geworfenen T-Shirts waren, wurde das Wetter immer schlechter je näher ich Hangzhou kam. Nach einer sehr kurzen Nacht in einer sehr netten Übernachtungsmöglichkeit in Shanghai (Ankunft 1:00-Abfahrt 7:00) saß ich auch schon wieder im Zug zurück.
Als ich aus der Wenxin Metro-Station kam, regnete es. Meine Freunde sagten mir, dass es auch in den zwei Wochen in denen ich weg war kein bisschen Sonnenschein gegeben hatte. Ich verbrachte meine letzten freien Tage also mit Wohnung aufräumen, einkaufen, mit Freunden und Unterrichtsstunden (sind es dann überhaupt freie Tage??), Nicht-In-Den-Regen-Gehen und versuchte vergeblich meinen Biorythmus auf Tag-wach Nacht-schlafen und nicht umgekehrt einzustellen. Mit dem Beginn des Unterrichts kann ich nur sagen: Die nächsten Ferien(nach Südkorea) können nicht schnell genug kommen.