III. Sightseeing, Kulturfest und Schnee

Ich habe mich wirklich lange nicht mehr gemeldet. Ich muss allerdings auch sagen, dass wirklich viel passiert ist.

Das Internationale Kulturfest war sehr beeindruckend. Ich habe noch nie so ein ausgiebiges Schulfest gesehen. Eine Sache kann ich nun mit Sicherheit sagen: Für Protz und Glanz haben die Chinesen, zumindest hier im Süden, viel Geld. Und da dieses Geld zu zweifellos beeindruckenden Ergebnissen geführt hat, wird dieser Eintrag von vielen Bildern geprägt sein.

Das Kulturfest hatte die offizielle Eröffnungsfeier am Sonntag. Da die deutschen Austauschpartner allerdings schon am Freitag ankamen, hatte ich die Gelegenheit zusammen mit den deutschen Lehrern verschiedene Hangzhouer Sehenswürdigkeiten zu betrachten. Es war für die Meisten der deutschen Kollegen keineswegs das erste Mal, dass sie in Hangzhou waren und so fiel es uns schwer einen Ort zu finden, der noch nicht von ihnen besichtigt wurde.

Der eigentlich Plan mit dem Schiff auf dem Kaiserkanal zu fahren wurde durch einen niedrigen Wasserstand vereitelt. So fiel die Wahl auf Lingyin Tempel. Er liegt in einem Park, welcher durch tausende von in die Bergwand gemeißelten Schriftzügen und Statuen gekennzeichnet ist. Leider regnet es in den letzten paar Wochen fast durchgehend und wir sahen vor lauter Regenschirmen kaum etwas.

Eine Wand im Lingyin Tempel
Säule im Lingyintempel
Regenschirme, Regenschirme,…
Kalligraphie in den Tempelanlagen

Nach dem (für mich zu kurzen und wenig ausführlichen) Besuch des Tempels und der umliegenden Berge, gingen ins nahegelegene Teemuseum. Dass es unzählige Arten von Grünem Tee gibt wird einem erst klar, wenn man vor der meterlangen Wand steht, welche jeden einzelnen darstellt. Der Tee wird dort außerdem vor Ort hergestellt und man kann durch die Teeplantagen wandern. Die Landschaft ähnelt den Weinbergen in Europa.

Teeplantagen
Tee drei verschiedener Qualitäten
Uulongtee im Teemuseum
Xihu (Westsee) nach dem Ausflug in die Teeberge
Auf der Brücke über Xihu

Am nächsten Tag gingen wir zuerst mit dem Boot die Xi xi-Feuchtgebiete besichtigen (viel Wasser; tolle Atmosphäre; unglaublich viele Sonntagsbesucher, vor denen wir zum Glück auf dem Boot sicher waren)

Boot in Xixi
Yao Zheng bei dem Versuch in Xixi einen Mahlstein zu bewegen

Der Nachmittag war mit Vorbereitungen, Fotos und Essen gefüllt. Der Sportplatz war in eine Open-Air Konzerthalle verwandelt worden. Alle Schüler der Schule, Eltern und Lehrer waren auf dem Sportplatz versammelt. Es war eine Bühne aufgebaut worden, die Geschehnisse wurden über Drohnen direkt auf zwei große Leinwände übertragen.

Jan, Ich (im Qipao) Oliver und Kevin
Countdown vor Beginn der Aufführung, so sah es dort aus…
Aufführung der Kongfuschule 1
Aufführung der Kongfuschule 2
Molihua: zum Glück hatten wir eine Opernsängerin

Die nächsten Tage waren für mich mit vielen Schulbesuchen und Festivitäten gefüllt. Zusätzlich war ich noch als Richter für den Student Leaders Summit eingeladen und hatte mich von Christiane dazu verleiten lassen, mit ihr zusammen „Der Mond ist aufgegangen“ beim Bankett mit den internationalen Schulleitern zu singen.

Go-Klassenzimmer in Qinqin
Schülerinnen in der Kongfu-Schule (für Kampfsport)
Kalligraphie in der Hopetownschule mit der Schulleiterin (chin.: Xiexie -Danke)
Nachtisch bei dem Bankett der ausländischen Schulleiter

Das Abschlussfest endete in einer ungeplanten Party, als einer meiner Schüler (Sebi) kurzerhand alle in der Sporthalle Anwesenden zum Tanzen aufforderte, während die Eltern vor dem Schultor auf ihre Kinder und deren Austauschpartner warten mussten. Aber was soll man machen.

Improvisierte und ungeplante Disko (komplett mit Luftbalons und Pikachukopf und der Gefahr von der Bühne zu fallen)

Am Mittwoch war großen Theater-Tag des deutsch-chinesischen Austausches und ich war erschlagen von der Feier am Vortag. Trotzdem war ich sehr zufrieden mit dem, was die Schüler geleistet hatten. Viele der Geschichten wurden in sehr lustigen Versionen dargestellt. So entschieden zum Beispiel Jörg, Kevin, Mint, Oliver und ihre Austauschschüler, dass es zu schwer wäre eine Riesenschlange darzustellen und  adaptierten die Geschichte von Liu Hai und der Riesenschlange kurzerhand. So wurden die Eltern (Mint und Kevin) von Liu Hai (Jörg) von einem Banditen (Oliver) erschossen und nicht von einer Riesenschlange verschlungen. Nachdem Liu Hai beim ersten Versuch den Mörder seiner Eltern zu stellen stark verletzt wird, pflegt ihn eine alte Oma. Diese verlässt er nicht in Dank, sondern in Eile, nachdem er die Unordnung in deren Haus sieht. Später schafft er es seine Rache zu nehmen.

bei der Vorbereitung im Lehrerzimmer
Die glückliche Familie von Liu Hai : Kevin, klein Jörg und Isabella
Der tragische Tod von Liu Hais Eltern durch Bandit/Riesenschlange
Der stolze Kaiser in der Wunderdoktor Bian qe
Wie Chang E in den Himmelspalast aufsteigt: Der Jadekaiser und der Bogenschütze(Kai)

Auch andere Geschichten, wie zum Beispiel die Geschichten von Ashima, den zwei Schmetterlingen oder auch Chang E waren fantastisch dargestellt.

 

Danach folgte glücklicherweise eine Zeit der Entspannung. Ich traf mich mit neuen Bekannten von der Halloween-Party, ging auf ein sozusagen Date mit Wilson und lernte Gaby kennen, eine multilinguale Venezuelerin/Spanierin, die lange Zeit in England gelebt hatte, fließend Französisch, Deutsch und jetzt Chinesisch spricht. Zusammen besuchten wir drei eine chinesische Kletterhalle, die ich trotz meiner immer größer werdenden Kletterlust wohl nicht wieder besuchen werde. (Ich muss sagen, dass die Tatsache , dass Griffe und Wand kaum von Seife zu unterscheiden waren, dabei eine große Rolle spielt.)

Wilson half mir ein chinesisches Bankkonto zu eröffnen, so kann ich endlich auch Alipay nutzen. Und lasst mich nur eins sagen: Sollte ich nicht mehr nach Deutschland zurückkommen wird, dass keineswegs wegen einem Freund/in sein, sondern weil ich den Komfort von Alipay nicht hinter mir lassen will. Fahrrad, U-Bahn, Bus, im Supermarkt und in Geschäften, um Online zu bezahlen und um Freunden nach einer gemeinsamen Mahlzeit Geld zurückzugeben. Alipay macht es so viel einfacher.

Dadurch kann ich auch Taobao benutzen, eine Onlineshopping App für alles und nichts. Klamotten, GO-Bretter und Dinge die in Läden nicht auffindbar oder unbezahlbar sind, wie Käse, kann man sich einfach innerhalb von 2-3 Tagen nach Hause liefern lassen. Da man in China von vornherein eine chinesische Telefonnummer haben muss um auch nur die kleinste Sache zu organisieren, tut mir der Verlust meiner Privatsphäre in dieser Hinsicht auch wenig aus.

Wilson führte mich auch etwas in Hangzhou herum; Wir besuchten den City Center, Dingan Street, waren viel Kaffe/Milchtee trinken und gingen Shoppen in Binjiang. Er half mir auch Photos auszudrucken und so ist meine Wohnung jetzt etwas dekoriert.

Ding-an Road; eine touristische Fressmeile

Mit Wilson, Gaby und ein paar anderen Freunden ( wir waren insgesamt 20) war ich auch im neuen Fantastic Beasts und Venom. Ich hatte die Chance am Westsee entlang zu laufen und kann jetzt stolz sagen, dass ich mich ohne Probleme in großen Teilen Hangzhous zurecht finde.

 

Außerdem habe ich jetzt mit den Unterrichtsstunden in Binjiang angefangen. Das sind Privatstunden, die ich zweiwöchentlich habe. Das einzige Problem dabei ist, dass der Unterricht zwar nur jeweils 1:30 h dauert, ich aber jeweils zwei Stunden einplanen muss um nach Binjiang  oder zurück nach Hause zu kommen. Das heißt, dass ich immer einen halben Tag unterwegs bin.

Binjiang
Ausblick auf den Fluss von Binjiang aus

Zusätzlich zu den normalen zwölf Unterrichtsstunden als Assistenzlehrer und diesen Stunden in Binjiang habe ich jetzt auch sog. Konzentrationsstunden. Das sind Einzelstunden mit ein bis zwei Schülern. Die Schüler sind meistens aus der Klasse 12 und diese Stunden sind als Vorbereitung auf die DSD Prüfung gedacht. Die DSD Prüfung ist die abschließende Deutschprüfung, bei der die Schüler eine Präsentation auf Deutsch halten müssen. Das heißt, dass wir Lehrer ihre PPT und ihren Vortrag kontrollieren und sie so auf das Kolloquium einstimmen müssen, dass sie Sätze auf B1/B2 Level verwenden. Manchmal ist das gar nicht so leicht.

Zu diesem , so schon vollem, Stundenplan kommt nun auch noch der Chinesisch Unterricht in der Stadt hinzu. Ich habe jetzt zwei Doppelstunden jeweils Mittwoch und Freitag. Das heißt, dass ich jetzt sechs Stunden Chinesisch pro Woche habe. Und ich denke, dass es bergauf geht, auch wenn meine Aussprache immer noch schrecklich ist.

Ich und meine Lehrerin Yeva bei einer Chinesischen Ecke im Lokal

Letztendlich arbeite ich jetzt an jedem Tag der Woche.

Die Winterferien rücken auch immer näher. Die Weihnachtsvorbereitungen haben mich dieses Jahr komplett überrumpelt. Ich habe es allerdings geschafft ein paar Kekse zu backen, auch wenn es sündhaft teuer ist Butter und Marmelade zu kaufen. An Weihnachten selbst habe ich zwar nicht frei, aber dafür über Neujahr und für drei Wochen im Februar.

Ich hatte mir überlegt nach Südkorea zu fliegen, aber momentan ist es überall im Norden so sehr kalt. Also vielleicht Indien Thailand oder Kambodscha? Da ist es auf jeden Fall wärmer. So langsam bin ich die Kälte hier in Hangzhou satt, auch wenn ich es endlich geschafft habe meine Klimaanlage anzuschalten und wir letztes Wochenende genug Schnee für mehrere Schneeballschlachten hatten. Ich vermisse auf jeden Fall Snowboard fahren und die Schneeballschlachten mit den Leuten aus der Mika.

Klasse 11 bei einer kurzen Pause in der Schneeballschlacht
Ida bei der Schneeballschlacht mit der 12ten Klasse
Xihu im Winter

Aber naja… Ich will nur fragen: Habt ihr irgendwelche Reisetipps für mich? Kommt einer von euch vielleicht zufälligerweise in meine Ecke der Welt?

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